Februar /März 2021
Rundbrief 17
Hallo aus Moshi,
Fünf ereignisreiche Wochen in Moshi liegen nun schon wieder hinter mir!
Schon meine Abreise war ein Ereignis für sich! Meinen gebuchten Flug am 26. Januar
durften viele Passagiere ich am Dienstag morgen nicht antreten, da von den Niederlanden ein zusätzlicher
Test gefordert wurde, den keiner von uns vorweisen konnte !
Das hieß umbuchen, was für mich einiges an zusätzlichen Kosten und Anstrengung mit sich brachte!
Mit meinen 46 kg Gepäck mußte ich mit dem Zug von Hamburg nach Frankfurt fahren!
Es hat alles super geklappt, und am 28. Januar landete ich mit Ethiopian Airline auf dem Kilimanjaro Airport.
Meine erste Überraschung war mein kleines Auto. Ich hatte endlich genügend Geld ansparen können,
um mir diesen kleinen Luxus zu leisten. Gerade jetzt zu Corona Zeiten bin ich besonders dankbar und froh,
ein eigenes Fortbewegungsmittel zur Verfügung zu haben, das erspart mir das enge Sitzen im
Bajaj und den Dalla Dalla ( kleine Busse ). Denn auch in Tansania ist Corona…. Und zwar überall und es
sterben viele Menschen! Masken tragen immer noch viel zu wenig Menschen und Abstand halten
tut keiner. Ich versuche so vorsichtig zu sein, wie es mir möglich ist.
Nun zu den Frauen und Kindern.
Wie ich in meinem letzten Rundbrief schon berichtete, haben Emmy und Angelica sehr gute Arbeit
während meiner Abwesenheit geleistet.
Der tägliche Nähunterricht hat weiter stattgefunden, einmal in der Woche wurde gekocht oder gebacken.
Emmy hat dabei über gesunde und ausgewogene Ernährung gesprochen .
Amalia unterrichtet die jungen Frauen sehr geduldig und sie hat einen guten Zugang zu ihnen.
Ihr macht das Unterrichten viel Freude. Um sie ein wenig zu unterstützen und ihr zusätzliche Fähigkeiten
zu vermitteln, wie z.B.Hosen nähen, haben wir einen jungen Mann ( Agu )gewinnen können,
der einige Stunden in der Woche kommt.
Anna bringt uns weiterhin täglich etwas zu essen. Leider war sie während meiner Abwesenheit sehr
unzuverlässig – da war ein Gespräch nötig ! Hoffen wir, dass es beim nächsten Mal besser wird!
Ansonsten wird sie ihre sichere und gute Einnahmequelle verlieren. Sonst ist sie sehr fleißig und verkauft
ihre gebackenen Brote, Kuchen und Kekse sehr erfolgreich in Bonite und Moshi.
Judith hat Ende November ihre einjährige Ausbildung zur Näherin beendet. Leider hatte sie keine Möglichkeit
gehabt, als Näherin Geld zu verdienen, trotz der ihr zur Verfügung stehenden Nähmaschine und Hilfe
durch Amalia. Sie hat einen kleinen Job als Hilfskraft in einer Bar angenommen, wo sie täglich
von 10:00h – 24:00h für 50 000 TSh/Monat das sind 18 Euro gearbeitet hat! Shafi und Ben mußte sie
dafür in ihrer Familie unterbringen. In der Nacht ist sie zu Fuß alleine nach Hause gelaufen, was für
junge Frauen viel zu gefährlich ist. Wir haben ihr vorgeschlagen, dort aufzuhören und dafür täglich
im Projekthaus Schuluniformen zu nähen. Die dafür noch notwendige Unterstützung erhält auch sie durch Agu.
Schulkleidung ist hier ein guter Markt, da alle Kinder Schulkleidung tragen müssen.
Shafi und Ben sind jetzt wieder bei ihr.
Lilly beendet die Nähschule Ende Mai. Sie wohnt jetzt im Gästehaus bei uns, da ihre Eltern
( Stiefmutter und leiblicher Vater) sich getrennt haben und sie und Dani keine Bleibe mehr hatten.
Sie wird bis zum Ende ihrer Ausbildung bei uns wohnen, dann muß sie sich etwas eigenes suchen.
Fast alle der Frauen würden gerne im Projekthaus oder im Gästehaus wohnen wollen, daher müssen
wir dieses immer als absolute Ausnahme belassen und ein Limit setzen.
Magreth in Sengerema geht es weiterhin gut. Sie hatte letzte Woche einige Zwischenprüfungen,
jetzt wir sind gespannt auf die Ergebnisse. Sie wird im März für 2 – 3 Wochen Ferien nach Moshi kommen.
Ich freue mich sehr, sie zu sehen und bin gespannt auf ihre Berichte.
Mit Agnes ihrer kleinen Tochter Hariett und Agnes Mutter gibt es z. Zt. einige Sorgen.
Agnes ist eine stille und intelligente junge Frau. Mit ihren 16 Jahren ist sie unser Küken! Sie kümmert sich rührend um ihre kleine Tochter.
Das Problem ist Agnes Mutter, die sehr jung ist, keine gute Bildung genossen hat und stark nach den
dörflichen Traditionen lebt d.h. sie glaubt an die hier noch weitverbreitete Hexerei. Da Harriet gesundheitlich nicht sehr
stabil ist, bringt sie ihre Enkelin zu einer „Heilerin“ ( Witchdoctor ) Leider hat diese einen lebensgefährlichen
und schrecklichen Eingriff an dem Säugling vorgenommen. Harriet mußte Nachts notfallmäßig ins
Krankenhaus gebracht werden. Ihr Zustand ist kritisch.
Wir hoffen sehr, dass wir Agnes nächstes Jahr zur Schule schicken können. Agnes sehnlichster Wunsch ist es,
wieder in die Schule gehen zu können, um später einmal Anwältin zu werden. Wir hoffen, dass wir ihr
dieses nächstes Jahr ermöglichen können.
Lucy ging es in den vergangenen Wochen nicht gut. Sie kam nur selten bis garnicht zum Unterricht.
Ihre angegebenen Gründe für das Fehlen waren diffus und passten nicht zu dem, was ihre Mutter uns
berichtete, also besuchten wir sie vergangene Woche zu Hause und sprachen mit ihr und ihrer Mutter.
Es stellte sich heraus, das Lucy depressiv ist, sie hatte erneut versucht, Suizid zu begehen.
Wir haben ihr gesagt, doch täglich zu uns zu kommen und wir versuchen eine Psychologin für sie zu finden.
Es hat uns sehr betroffen gemacht. Winnie geht seit Januar in den Kindergarten.
Hawa ist eine große Herausforderung für uns! Ihr geschätztes Alter ist 19, aber sie wirkt sehr viel jünger.
Hawa hatte kein gutes Leben bisher. Wir haben nach längerer Zeit herausgefunden, dass sie nie zur Schule
gegangen ist. Sie hat als Hausmädchen gearbeitet und später auf der Straße gelebt. Dort wurde sie
hochschwanger, völlig verwahrlost und verhungert von Mama Tom ( einer Krankenschwester aus Bonite)
gefunden und aufgenommen. Sie kommt täglich zu uns, tut sich sehr schwer im Lernen aber sie ist
aufgeschlossen und bringt uns oft zum Lachen. Mama Tom behandelt Hawa wie ihre eigene Tochter,
aber Hawa ist nicht einfach, sie verschwindet manchmal über Stunden und läßt ihre kleine Tochter alleine zurück.
Wir versorgen Neyfat seit einiger Zeit mit Pudermilch, da Hawas Muttermilch nicht ausreichend ist.
Wir versuchen Hawa mit Verständnis, viel Geduld und Liebe zu begegnen, ihr Mut zu machen und
herauszufinden, was für sie möglich ist zu lernen. Sie ist ein Überraschungspaket.
Und wir mögen sie so wie sie ist.
Esther ist mit ihren jetzt 17 Jahren unsere Zweitjüngste ! Ihr kleiner Sohn Dennis ist 5 1/2 Monate alt
und mit seinen 10 kg ein richtiger Wonneproppen. Auch Esther hat bisher kein leichtes Leben gehabt.
Wir wissen nicht genau mit welchem Alter sie von zu Hause weggegeben wurde, um als Hausmädchen
zu arbeiten. Wir haben in den letzten Monaten heraus gefunden, dass die Frau, bei der sie lebt nicht
ihre Mutter ist, wie diese behauptet hat ! Sie ist in dieser Familie als Hausmädchen angestellt und wird
nicht gut behandelt, sie hat bisher nicht einmal Geld bekommen und hat seit Jahren ihre Eltern nicht mehr
gesehen. Sie hat uns gesagt, ihr größter Wunsch ist esihre Familie in Babati zu besuchen, um ihnen ihren
kleinen Sohn vorzustellen. Esther kommt regelmäßig ins Projekthaus, sie geht immer als letzte und
würde am liebsten bei Emmy bleiben.
Mary (23) und ihr Sohn Elisha, war einige Wochen nicht mehr gekommen, wir haben versucht sie zu erreichen,
was aber nicht möglich war und sie hatte sich auch nie gemeldet. Nach einem ausführlichen Gespräch,
indem sie uns bat wieder kommen zu dürfen, haben wir entschieden, ihr eine zweite Chance zu geben.
Upendo wird voraussichtlich im April entbinden. Sie kommt zur Zeit nicht ins Projekthaus. Wir wollen bis
Nach der Entbindung auf sie warten, da wir der festen Überzeugung sind, dass sie nach der Entbindung
wieder kommen wird, daher vergeben wir ihren Platz noch nicht. Wie Lucy, hat auch sie versucht mit Tabletten abzutreiben.
Im Gegensatz zu Lucy ist ihr Baby bisher gesund. Auch Upendo ist psychisch sehr labil und hat ein sehr
schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter. Sie wirkt oft traurig und verschlossen. Wir hoffen, dass sie wieder
zu uns kommen wird.
Für Miriam haben wir Dank Mama Kibibi ein Internat gefunden. Es liegt ca. eine halbe Stunde entfernt
von Moshi.
Es ist nicht leicht für Miriam, denn der gesamte Unterricht findet in Englisch statt und sie hat gar keine Englisch Kentnisse!
Wir haben mit der Schule besprochen, dass sie zusätzlich täglich Englischunterricht erhält.
Der Versuch, sie zurückzustufen hat nicht geklappt – leider! Nun hoffen wir, dass sie nicht überfordert wird
und durchhält! Wir werden sie regelmäßig besuchen und sehen wie es ihr geht.
In den Ferien wird Miriam nicht bei ihrem Vater und ihren Brüdern leben. Wir haben Mama Tom gefragt, ob
sie bereit wäre Miriam in den Ferien bei sich aufzunehmen. Sie bekommt dafür selbstverständlich finanzielle Unterstützung.
So ist Miriam nicht weit von ihrer Familie entfernt und kann diese jederzeit besuchen. Wir haben ein Doppelbett
mit zwei Matratzen gekauft, damit Miriam mit Hawa ein Zimmer teilen kann.
Ihr Vater, Baba Dhula, wird weiterhin von uns mit Lebensmitteln für Dhula und Cassim versorgt.
Leider hat er die Chance die Gartenarbeit für uns zu machen, um sich damit etwas Geld zu verdienen nicht wahr genommen.
Er verfällt immer mehr dem Alkohol.
Mama Mchurumbe und ihrer kleinen Familie ( Dani und Upendo ) geht es gut. Dani geht seit Januar in die Schule.
Leider trinkt auch Mama Mchurumbe ( Dora ) regelmäßig Alkohol.
Rose in Daressalam geht es gut. Sie kommt in den Ferien nach Bonite, und wir werden uns einige
Male sehen.
Und zum Schluß noch eine etwas traurige Nachricht: Im letzten Rundbrief berichtete ich von Jane,
sie war im November ins Projekthaus zu Emmy gezogen, da es bei ihrem Vater zu problematisch geworden war.
Diese Woche haben wir nach einigen Gesprächen u.a.auch mit Mama Kibibi entschieden,
Jane nicht mehr im Projekt zu behalten und auch nicht mehr zu unterstützen. Sie hat mit Hilfe einer
Patin ihren Realschulabschluß gemacht. Ihr Verhalten in den letzten drei Monaten war sehr schwierig für Emmy.
Jane hat gestohlen, gelogen und hat sich leider an keinerlei Absprachen gehalten. Wir haben ihr den
Vorschlag gemacht, in einer Berufsschule ein kleide Ausbildung zu absolvieren, dieses hat sie abgelehnt,
da sie nach Daressalam auf ein College gehen möchte. Diesen Wunsch können Wir ihr nicht erfüllen, zumal sie
mit ihren Noten keine Chance hat, angenommen zu werden. Sie ist lebt jetzt wieder bei ihrem Vater.
Es hat uns leid getan, aber es war dann letztendlich ihre eigene Entscheidung.
Und… wir haben jetzt eine Overlock Maschine, das ist eine Maschine zum Versäubern der Nähte! Damit sehen die
Nähte sauber und professioneller aus.
Ich hoffe, dass dieser Rundbrief nicht zu lang geworden ist! Ich habe versucht mich so kurz, wie es mir möglich war
zu fassen…. Und sicherlich habe ich immer noch einiges vergessen…. !
Mit herzlichen und sonnigen Grüßen aus Moshi und Danke für Eure Unterstützung, Euer Interesse und Anteilnahme,
Monika