Rundbrief 15

Hallo aus Moshi –  inzwischen Hamburg,

Vor genau vier Wochen hatte ich angefangen, diesen Rundbrief zu schreiben. Immer wieder ist etwas dazwischen gekommen,

und seit dem 14.11. bin ich wieder zurück in Deutschland! Dank Quarantäne werde ich jetzt genug Zeit haben, diese Mail 

endlich zu beenden und abzuschicken. 

In den vergangenen Wochen haben wir sehr viel geschafft und erreicht. Meine Tage waren ereignisreich und lang.

Seit Anfang Oktober habe ich eine zweite Mitarbeiterin. Angelica ist 31 Jahre alt. Sie betreibt einen kleinen Haarsalon in Moshi.

Bei ihr habe ich die letzten Wochen gelebt, und in unseren vielen Gesprächen hat sich herausgestellt, dass sie sehr interessiert

an meiner Arbeit ist, worauf ich sie eingeladen habe, Emmy und mich zu begleiten. Die zwei Frauen haben sich auf Anhieb gut

verstanden und ergänzt und so stand sehr schnell fest, dass Angelica mit uns zusammen arbeiten wird. 

Über diese Entscheidung bin ich sehr froh, denn wir haben so viel Arbeit, dass es für eine alleine nicht zu schaffen ist, ganz

besonders, in den Wochen, die ich nicht in Moshi bin.

Wir haben sechs junge Frauen im Alter von 16 – 23 Jahren aufgenommen. Fünf von ihnen sind/waren schwanger,

zwei haben mittlerweile entbunden, zwei stehen kurz davor und ein Baby kommt im März/April.

Nach unserem Treffen mit dem Gemeindevorstand von Bonite, kamen an einem Tag neun Frauen zu uns.

Einen Tag später noch einmal vier. Es wären noch mehr gekommen, hätten wir nicht gesagt, dass wir nur eine begrenzte Anzahl

aufnehmen können. Das zeigt, wie hoch der Bedarf ist .

Nach intensiven Einzelgesprächen haben wir entschieden, wer in unser Projekt aufgenommen werden kann. 

Entscheidende Kriterien sind die Lebenssituation, alleinstehend, besteht schon ein Einkommen, Bedürftigkeit, Alter, Motivation.

Wir haben uns die Entscheidungen nicht leicht gemacht, daher haben wir auch sechs junge Frauen aufgenommen und nicht wie 

geplant 3 – 4. Die einzelnen Schicksale haben uns sehr betroffen gemacht.

Ich werde sie nach und nach einzeln vorstellen.

Wir haben jetzt neu : Mary (23) sie hat eine kleinen Sohn, Elisha 1Jahr.  Agnes (17) sie ist im 8. Monat schwanger. 

Lucy (20) ist im 8./9. Monat schwanger und hat eine kleine Tochter Winnie (2), Upendo (23) ist im 4. Monat schwanger, 

Hawa (18) hat vor 3 Wochen eine kleine Tochter entbunden, Ester (16) hat einen kleinen Sohn, 6 Wochen alt.

Am 07. Oktober haben wir mit unserer kleinen Näh – und Kochschule begonnen. Unterricht ist von Montag bis Freitag jeweils von 

10:00 – 15:30 Uhr. An vier Tagen wird genäht und an einem Tag gekocht. Einmal im Monat wird gebacken.

Es wurden drei neue Nähmaschinen gekauft und die bestehenden Maschinen haben wir reparieren und warten lassen.

Dazu haben wir passende Hocker anfertigen lassen.

(Die meisten Möbel lasse ich von Tischlern anfertigen. Damit unterstützen wir die lokalen Handwerker, die schönen Holzmöbel 

sehen viel schöner aus, sind wesentlich stabiler und oft auch günstiger!)

Amalia unterrichtet die Frauen im Nähen, sie macht dieses mit sehr viel Ruhe und Geduld. Es ist eine Freude, zu sehen,

was für Fortschritte die Frauen in sehr kurzer Zeit gemacht haben.

Emmy übernimmt den Unterricht im Kochen und macht Schulungen in gesunder und ausgewogener Ernährung.

Anna unterrichtet die Frauen einmal im Monat im Backen. Für unsere kleine Pause um 12:30 Uhr backt sie täglich eine Kleinigkeit

wie Chapati, Mandasi, Samoas, Brot, Kuchen etc. – wir lassen uns von ihr überraschen – dazu gibt es Tee oder Kaffee.

Anna und Amalia beziehen für ihre Arbeit ein kleines Gehalt.

Da Anna mit ihren Backkünsten sehr erfolgreich ist, hat sie einen Ofen bekommen, der mit Kohle geheizt wird. Mit ihm kann sie 

gleichzeitig mehrere Brote, Kuchen und Muffins backen. Sie verkauft ihre Backwaren sehr erfolgreich in Bonite, zu Geburtstagen 

und anderen festlichen Angelegenheiten werden Kuchen bei ihr bestellt.

An den Samstagen treffen wir uns weiterhin von 13:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Dann kommen auch Judith und Lilly dazu und manchmal

auch Neema mit ihrer kleinen Shazma. Wie im letzten Rundbrief berichtet, finden Schulungen, gemeinsames Kochen und Essen,

und Gespräche statt.

Judith wird Ende diesen Monats mit ihrer einjährigen Ausbildung zur Näherin fertig sein. Dann wird sie versuchen, mit dem Erlernten

Geld zu verdienen. 

Lilly wird diese Ausbildung Ende Mai 2021 beenden.

Margreth ist seit dem 14.Oktober in Sengerema ( liegt in der Nähe von Mwanza ) und hat dort ihre Ausbildung zur 

Krankenschwester und Hebamme begonnen. Emmy hat sie begleitet, da sie aus Mwanza kommt und sich gut auskennt,

denn es mußte noch einiges für die den Unterricht und das Internat besorgt werden. Im letzten Rundbrief schrieb ich, das Margreth 

nach Mtwara gehen wird. Das hat sich plötzlich zerschlagen und wir mußten sehr schnell etwas anderes finden. 

Dank Emmys guter Kontakte und Margreths hervorragender Zeugnisse konnten wir die bezahlbare Privatschule in Sengerema

für Margreth finden. Für sie hat jetzt ein neues Leben begonnen, weit weg von Familie und Freunden, aber ihre Freude

über die Chance, eine Ausbildung zu machen ist sehr groß. Danke an Stephan und seine Familie, die ihr dieses ermöglichen.

Den Zwillingen Doren und Dorena geht es sehr gut im Kindergarten. Sie machen große Fortschritte besonders im Sprechen.

Anna, ihre Mutter hat sogar eine Arbeit in dem Kindergarten bekommen! Sie putzt dort täglich und bekommt dafür etwas Geld.

Baba Dhula kommt leider nur, wenn er nüchtern ist um seine kleinen Arbeiten zu erledigen. Er bekommt weiterhin kein Bargeld,

da er es in Alkohol umsetzt. Wir haben entschieden, Miriam ( seine Tochter )ab Januar in ein Internat zu geben. Der Grund dafür 

ist vor allem, dass sie mit ihren 10 Jahren langsam in die Pubertät kommt und immer noch mit ihrem Vater und ihren zwei Brüdern in 

einem Bett schlafen muß, da die Familie nur in einem sehr kleinen Raum lebt.

Cassim wird im Januar eingeschult. Gesundheitlich geht es ihm oft sehr schlecht, er hat keinen Appetit und ißt sehr wenig bis

garnicht. Er hat häufig Durchfälle und wiederkehrende Infekte. Da er gerne Milch trinkt, haben wir ein Milch“Abo“ besorgt. Jeden 

Tag bekommt er einen halben Liter frische Milch, er liebt Erdnüsse und Avocados. So wie es in unseren Möglichkeiten steht,

versuchen wir, ihm seine Krankheit und deren Folgen zu erleichtern.

Unseren anderen jungen Frauen, die sich in einer Ausbildung befinden geht es gut. ( Rose in Daressalam und Jane in Moshi)

Eine besondere Herausforderung in den vergangenen drei Wochen waren und sind immer noch unsere neuen Frauen.

Ich werde sie euch nach und nach vorstellen. 

Heute fange ich mit Lucy an, da sie uns seit einer Woche sehr beschäftigt. 

Lucy (20) jetzt in der 33. Woche schwanger, hat eine 2 jährige Tochter, Winnie. Sie lebt bei ihrer Mutter und ihren zwei jüngeren 

Schwestern. Sie mußte auf Grund der Schwangerschaft während des 9. Schuljahres die Schule verlassen. Sie hat daher 

keinen Abschluß. Lucy ist eine zierliche und stille junge Frau. Sie hat eine schnelle Auffassungsgabe und macht daher sehr gute 

Fortschritte im Nähen.

Vor ca. zehn Tagen erzählte sie uns, dass sie Schmerzen hätte und kaum Kindsbewegungen spüren würde. Dann berichtete sie, 

dass sie einige Male mit der Einnahme von Tabletten versucht hatte, einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen. Dieses ist in 

Tansania streng verboten und kann mit Gefängnis bestraft werden. Nach einigen Telefonaten, konnte mir eine vertrauensvolle und 

gute Gynäkologin empfohlen werden, sodass wir am darauf folgenden Tag einen Kontroll – Termin bekommen konnten. 

Bei der Ultraschalluntersuchung stellte sich heraus, dass das Kind nicht gesund ist, und mehrere Organe ( Nieren, Darm, Leber) 

schwer geschädigt sind.Lucy wurde daher in das größte Krankenhaus in Moshi eingewiesen. Es folgten weitere Untersuchungen 

und Gespräche mit weiteren Ärzten. Der letzte Stand ist, dass die Geburt nach der 34. Woche eingeleitet werden soll und dann

entschieden und geschaut wird, was weiter mit dem Kind passiert. Wie sind die Überlebenschancen, kann operiert werden etc.

Ich bin zur Zeit mit der Ärztin ( Erstuntersuchung ) in Kontakt. Meine große Sorge ( das gebe ich ehrlich zu! ) sind die Kosten und

was wird, wenn das Kind schwerbehindert ist. Viele Unsicherheiten und Fragen.

Lucy geht es soweit gut. Sie ist an manchen Tage sehr traurig und deprimiert –  verständlicherweise!

Zur Zeit wird sie von Angelica betreut und begleitet.

Mit meinen Gedanken und meinem Herzen bin ich noch viel in Moshi. Ich weiß aber, dass Emmy und Angelica gewissenhaft und 

mit Herz die Arbeit vor Ort weiterführen werden. 

Für unsere sechs neuen Frauen und ihre Kinder suche ich Paten. Wer Lust und Kapazität hat, kann sich gerne melden.

Vielleicht möchtet ihr auch warten, bis ich die anderen fünf Frauen vorgestellt habe.

Ich habe wieder viel erzählt und es gibt noch so vieles zu erzählen….  daher werde ich euch in den kommenden Tagen sicher die   

nächste Rundmail zukommen lassen!

Mit ganz herzlichen Grüßen und Danke für euer Interesse, Anteilnahme und Unterstützung,

Monika

PS : Habe heute Morgen die Nachricht erhalten, das auch Lucy jetzt im Krankenhaus ist und es ihr nicht gut geht!

        Ich werde euch berichten. 

Rundbrief 15
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